Trotz Rekordumsatzes ein dickes Minus – der Schuldige für die Misere der letztjährigen Bilanz für die Verbundnetz Gas AG Leipzig, der Nummer 3 unter Deutschlands Gasgroßhändlern und ‑importeuren, ist schnell ausgemacht.
Es sind die Einkaufspreise. Was vor Jahren noch als sicheres Geschäftsmodell galt – Langfristverträge mit Lieferanten aus Russland und Norwegen – verkehrt sich in Zeiten billiger und billigster Spotmarktpreise ins Gegenteil. Denn in Rotterdam und an anderen Handelsplätzen ist das Preisniveau teils bis zu 50 Prozent günstiger als in den lang gebundenen Verträgen. Das verhagelte die Bilanz.
In Zahlen (bezogen auf VNG AG):
2011 | 2010 | |
Gasabsatz Mrd. kWh | 234,9 | 220,3 |
Umsatzerlöse Mio € | 6.392 | 5.293 |
Jahresüberschuss Mio. € | -260 | 59 |
Die Hochpreispolitik norwegischer und russischer Lieferanten kürzte schon im Vorjahr den Gewinn der VNG, die als Trader und Vorlieferant für zahlreiche Stadtwerke und Energiehändler auftritt, auf gut ein Drittel gegenüber 2009. Dieses Jahr schlägt ein Verlust von 260 Millionen Euro zu Buche. Der fällt vor allem in Deutschland, also im Kengeschäft an. Denn Auslandsgeschäft und die vor allem auf gasnahe Dienstleistungen spezialisierten Töchter wirtschafteten durchaus positiv und reduzierten den Verlust der gesamten VNG Gruppe auf 211 Millionen Euro. Ein weiterer Lichtblick: Inzwischen bezieht die VNG 41 Prozent ihres Gases von den deutlich günstigeren Spotmärkten. 2010 waren es noch etwas über 30 Prozent gewesen. Für den Vorstand ein ausgewogener Mix. Ein weiterer Ausbau des Portfolios in diese Richtung scheint jedoch nicht ausgeschlossen.
Neue Verhandlungen mit Lieferanten
Vorstandschef Dr. Karsten Heuchert redet denn nicht auch lang auf der heutigen Bilanzpressekonferenz um den heißen Brei herum. Die Hauptaufgabe sieht er für die nächste Zeit in Verhandlungen mit den eigenen Vorlieferanten. Im Falle der Gazprom-Tochter WIEH scheint dies auch geglückt. Hier kam es zu einer preislichen Anpassung. So wurde der zum Jahreswechsel kolportierte Verlust von 350 Millionen Euro, für den sich seitens der VNG nie eine Bestätigung fand, zumindest um 90 Millionen Euro (bezogen auf die AG) minimiert.
Sollten die Gespräche glücken, rechnet Heuchert fürs kommende Jahr wieder mit Gewinnen, allerdings in Höhe des mageren Jahres 2010. Diese würden umgehend in die Auffüllung der Gewinnrücklagen gesteckt. Aus denen wurden die 2011 Verluste komplett bezahlt, so dass da Eigenkapital des Unternehmens von 734 Millionen Euro auf 423 Millionen Euro sank. Sowohl für 2011 als wohl auch 2012 müssen die VNG-Aktionäre darunter zahlreiche Kommunen, ohne Dividende auskommen.
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