Vor Überraschungen im Briefkasten ist man ja nie gefeit. Gestern war es mal wieder soweit. Meine Lieblingsstadt Leipzig wählte mich unter 5000 Bürgerinnen und Bürgern aus, an einer Umfrage zum, sagen wir, Umweltschutz mitzumachen. Hintergrund ist der Klimawandel und wie er sich auf das Leben in der Stadt auswirken wird. Als treuer und freiwillig hier lebender Wahl-Leipziger, der seine Lieblingsstadt natürlich über alles – na was wohl – liebt, kam ich der Bitte unseres Umweltbürgermeisters Heiko Rosenthal nach und füllte eifrig den Fragebogen aus. Heute Morgen ging er in die Post.
Was mir auffiel, ist, wie weit vollkommen unsichere Annahmen über den Klimawandel via Kommune nun in mein eigenes Leben vordringen. Deswegen, und weil dieser kleine Blog ja hin und wieder Anfragen zu diesem und jenem bekommt, einiges zur Richtigstellung.
1. Menschen wirken auf das Klima, aber nicht so katastrophal
Eine Annahme im Fragebogen ist, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Zwar will ich nicht bestreiten, dass der Mensch auf das Klima einwirkt. Wie heißt es so schön? Was lebt, stört. Jedoch glaube ich nicht, dass wir in der Lage sind, das Klima nachhaltig zu verändern. Dazu brachten mit mehrere Gespräche mit Meteorologen. Und schon gar nicht glaube ich daran, dass wir im Jahr 2100 den Klimaanstieg auf 2 Grad oder was auch immer begrenzen können. Es gibt kein Stellschraube dafür.
2. Erneuerbare Energien sind sinnvoll, weil sie effizient sind
Da kommen wir gleich zum zweiten Punkt. Ich bin ein Verfechter Erneuerbarer Energien. Hermann Scheer hat mir dabei die Augen geöffnet wie kein zweiter. Allerdings ist der Hauptgrund für den Umstieg auf Erneuerbare, der CO2-Ausstoss, aus meiner Sicht der Falsche. Deswegen lehne ich Power-to-Gas ab, während ich Power-to-Heat durchaus sinnvoll finde.
Ich stecke letztlich also weniger hinein als ich herausbekomme. Gut – die Subventionskönige der vergangenen Jahre in Punkto Solar und (weniger) Windkraft wissen dies zu schätzen – auf jeden Fall in finanzieller Hinsicht. Aber Windenergie ist in Deutschland schon heute fast so effizient wie Strom aus Kohlekraftwerken. Dieser Trend wird sich weiter verstärken
Dennoch würde ich das Bonmot, Sonne und Wind stellen keine Rechnung, so nicht unterscheiben. Wenn es die beiden nicht tun, dann zumindest der Servicetechniker.
3. Fossile Energien wird es so lange geben, wie sie bezahlbar sind
Auch einen weiteren Grund für den Umstieg auf Erneuerbare, die Erschöpfung fossiler Brennstoffe, kann ich nicht teilen. Zwar fahren wir in Deutschland eine recht starken Kurs weg von Fossilen (mal abgesehen vom derzeitigen Boom bei der Kohlestromerzeugung). Aber am Deutschen Wesen wird nicht das Klima der Welt genesen, solange in Indien und China jedes Jahr mehr als 50 Kohlekraftwerke neu gebaut werden.
Die Ursache hat schon Marx in seiner Preistheorie beschrieben. So lange jemand den Wert in Fossilen sieht und daraus eine Mehrwert generieren kann, so lange wird dies auch geschehen – vollkommen unabhängig von einem deutschen EEG. Dazu ein kleines Beispiel: Der Ölpreis liegt derzeit bei 100 US-Dollar je Barrel (WTI etwas darunter, Brent etwas darüber). Die zweitgrößten Ölreserven der Welt liegen in Kanada. Die dortigen Ölschiefer werden mit etwa 70 Dollar je Barrel Produktionskosten aufbereitet. Würde der Ölpreis in diese Richtung fallen, fielen diese Reserven weg. Da sie markttechnisch nicht mehr verfügbar wären, stiege der Preis kurzfristig an und die Förderung würde sich wieder lohnen. Deswegen haben wir es mit einem Ölpreis auf hohem Niveau zu tun, der den Förderländern durchweg nützt. Auf der anderen Seite sind wir auch bereit, diesen Preis zu zahlen.
Kein Peak, nirgends
Ein Peak wird hier also kaum erreicht, es sei denn in der Nachfrage. Und das geht nur, wenn Erneuerbare deutlich effizienter sind als Fossile. Über eine lange Zeit wird es Kombinationen von beiden geben, jetzt schon zu sehen als Hybride bei Fahrzeugen und im Heizungskeller.
Deswegen fallen die Antworten in meinem Fragebogen zweigeteilt aus. Ich werde meinen Lebensstil für den Klimawandel nicht ändern (wobei ich als täglicher Arbeitsweg-Radler wahrscheinlich schon ganz weit vorn bin). Aber ich bejahe eben auch den Ausbau der Erneuerbaren Energien, bloß eben nicht aus Gründen des vorgeblichen Klimawandels, sondern weil es sinnvoll ist, die Kraft von Sonne, Wind und Biomasse zu nutzen (ja, auch für die plädiere ich und halte die Tank-Teller-Diskussion in Deutschland für absolut abwegig).
Wie es denn auch sei – meine Lieblingsstadt rettet das Weltklima, wieder einmal jedoch, und wie so viele andere, aus den falschen Gründen, die nicht zielführend sein können
Danke, Herr Neumann. Und in Leipzig ein Treffen sollte immer drin sein.
Hallo Herr Urbansky, als täglicher Leser der Energieblogger finde ich es als (Ur)leipziger toll, hier auch einen (Wahl)leipziger anzutreffen :). Ich hatte schon des öfteren damit geliebäugelt für die Blogger zu schreiben – schaffe es neben dem alltäglichen Geschäft aber gerade so, unsere Internetseite (www.sonnenplaner.com) zu pflegen – daher müssen die Blogbeiträge warten^^. Auch wenn ich Ihre Meinung (Power to Gas, „Am deutschen Wesen…”) nicht in allen Punkten teile, in der Grundausrichtung marschieren wir in die selbe Richtung. Richtung Erneuerbare. Und nur das zählt unterm Strich. Viel Erfolg weiterhin, vielleicht sieht man sich ja mal in unserer tollen Stadt :).