Titelbild: Martina Nolte/Wikimedia unter Lizenz CC BY-SA 3.0 de

Zukunfts­per­spek­tiven der Windbranche

von | 20. August 2014

Die Wind­energie an Land ist in Deutschland zum bedeu­tendsten Strom­pro­duzent in den Erneu­er­baren Energien (EE) in den letzten Jahren aufgestiegen. 

Gast­beitrag von Uwe Leonhardt

Zum einen liegt dies an den natür­lichen Gege­ben­heiten, wie dem relativ flachen Relief in Nord­deutschland und der tech­ni­schen Weiter­ent­wicklung im Bereich der Schwach­wind­an­lagen für beispiels­weise süddeutsche Standorte.

Zum anderen aber auch am Förder­me­cha­nismus, der Anfang der 2000er Jahre vom Gesetz­geber instal­liert wurde. Das EEG, konzi­piert als Anschub­fi­nan­zierung für Strom aus rege­ne­ra­tiven Quellen, sichert dem Betreiber über eine Laufzeit von 20 Jahren einen festen Betrag pro Kilo­watt­stunde zu.

Durch eine jährliche Degression sollte diese Vergütung von Jahr zu Jahr verringert werden, um die einzelnen Tech­no­logien näher an den Markt heran­zu­führen. Dieser Mecha­nismus erwies sich als sehr erfolg­reich, da der Ausbau von Wind‑, Solar- und Bioen­ergie zügig voran­schritt, ohne dass die Kosten explo­dierten, wie bei Ausschreibungs- oder Quoten­mo­dellen in anderen Ländern. Nun explo­dieren die Kosten trotzdem und es ist natürlich zu hinter­fragen, wo die Fehler gemacht wurden.

Hier sind unter anderem die Punkte der anfänglich zu hohen Vergütung für Solar­an­lagen oder Bindung des Stroms aus EE an den Spotmarkt zu nennen.

Das EEG als Ausbaubremse

Um diese Kosten­stei­gerung zu verlang­samen bzw. zu stoppen hat Bundes­wirt­schafts­mi­nister Gabriel eine Reform des EEG’s auf den Weg gebracht, die sich für alle Bereiche als Hindernis beim weiteren Ausbau der EE herausstellt.

Prin­zi­piell könnte man sagen, dass die Wind­energie das EEG nicht mehr benötigt, da bereits jetzt Strom für unter 9 Ct/​kWh produ­ziert wird und der Großteil des produ­zierten Stroms über Direkt­ver­markter verkauft wird. Hier dürfen jedoch zahl­reiche Faktoren nicht aus den Augen verloren werden, die den zukünf­tigen Ausbau der Wind­energie stark beeinflussen.

Projekte im Bereich der Wind­energie sind mit großen finan­zi­ellen Risiken behaftet, die im Vorfeld einge­gangen werden müssen, ohne dass eine Umsetzung des Projektes gesichert ist. Seien es natur­schutz­fach­liche Gutachten, die Planungs­leistung oder die Kosten für Anträge zur Errichtung, die sich gesamt auf mehrere Hundert­tausend Euro pro Projekt summieren. Diesen finan­zi­ellen Risiken stand eine klar struk­tu­rierte Vergütung gegenüber, die eine Wirt­schaft­lich­keits­be­rechnung für die Finan­zierung ermög­lichte. Dies hat sich mit der neuen EEG-​Novelle stark verändert.

Die Degression des Vergü­tungs­satzes wird künftig variabel nach dem Vorbild der Photo­voltaik verlaufen, je nach der Höhe des letzt­jäh­rigen Ausbaus. Es wird voll­kommen verkannt, dass die Planungs­zeit­räume bei der Wind­energie jedoch 25 Jahre lang sind und eine Varia­bi­lität in der Degression sich direkt auf den Zinssatz der Finan­zierung niederschlägt.

Ähnlich wirkt sich auch die Pflicht zur Direkt­ver­marktung aus. Dieser Markt, der sich langsam entwi­ckelt, wird bereits massiv beein­flusst. Nach den ersten Veröf­fent­li­chungen zur EEG-​Reform versuchte E.ON mit einem sehr günstigen Angebot Windparks an sich zu binden und kleine Direkt­ver­markter über kurz oder lang aus dem Markt zu verdrängen.

Ausschrei­bungen für die Großen

Es wird eine klare Verän­derung in der Struktur des zukünf­tigen Ausbaus der Wind­energie deutlich. Die gewach­senen mittel­stän­di­schen Unter­nehmen, die bisher die Ener­gie­wende getragen haben, sollen immer stärker aus dem Markt gedrängt und der Einstieg der großen Ener­gie­kon­zerne verein­facht werden. So sind auch die geplanten Ausschrei­bungen zu bewerten. Die Chargen, in denen ausge­schrieben werden soll sind für kleinere Markt­teil­nehmer oftmals nicht reali­sierbar, so dass hierfür gar nicht erst mit geboten wird. Wann und wie die ausge­schrie­benen Volumina da umgesetzt werden und vor allem zu welchem Preis ist noch voll­kommen offen. Betrachtet man jedoch Ausschrei­bungs­mo­delle aus anderen Ländern ist eher mit einer Verteuerung zu rechnen.

Die aktuellen Entwick­lungen mit dem EEG oder auch der Länder­öff­nungs­klausen sind sehr bedenklich wenn man zum einen die Ziele der Bundes­re­gierung bezüglich des Anteils des EE-​Stroms betrachtet und zum anderen die Bestre­bungen der Ener­gie­kon­zerne den gewach­senen Markt auszu­hebeln sieht. Es muss deutsch­landweit der Ausbau voran getrieben werden, um die Netz­sta­bi­lität zu gewähr­leisten, die fast 120.000 entstan­denen Arbeits­plätze zu erhalten und die Erzeu­gungs­kosten für Windstrom sowie seine mögliche Spei­cherung weiter zu senken. Wird gleich­zeitig dazu ein Umstieg von Braun­kohle zu Gas vollzogen erholt sich der Strom­preis an der Börse und die Kosten für die EEG-​Umlage werden deutlich sinken.

Da die Erneu­er­baren Energien ein Wirt­schaft­be­reich ist wie jeder andere auch, müssen jedoch konstante Rahmen­richt­linien geschaffen und nicht alle zwei Jahre alles auf den Kopf gestellt werden.

Zum Autor:

Uwe Leonhardt

  • Studium mit Schwer­punkt in Steu­er­lehre und ControllingUwe Leonhardt. Foto: privat
  • lang­jährige Erfahrung im Management von Groß­pro­jekten, im Aufbau von Unter­nehmen – insbe­sondere im Umwelt­be­reich – und deren Geschäftsführung
  • Vorstands­vor­sit­zender der Umwelt Management AG, Cuxhaven, dort verant­wortlich für die Erstellung und Reali­sierung von Gesamtkonzeptionen
  • Blog: http://​www​.uwe​-leonhardt​-umaag​.de/

Titelbild: Martina Nolte/​Wikimedia unter Lizenz CC BY-​SA 3.0 de

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

0 Kommentare

EnWiPo
EnWiPo
NaWaRo für Stän­der­module von Agri-PV

NaWaRo für Stän­der­module von Agri-PV

Ein Unternehmen will die Ständerkonstruktionen für Agri-PV aus nachhaltig erzeugten Rohstoffen herstellen. Das soll Vorteile bei Diversität und Verdichtung sowie eine Beschleunigung von Baugenehmigungen bringen. Die AgroSolar Europe GmbH plant, die tragenden Bauteile...

2024 – ein Jahr der ener­gie­po­li­ti­schen Regelbrüche

2024 – ein Jahr der ener­gie­po­li­ti­schen Regelbrüche

2024 war aus energiepolitischer Sicht ein Jahr der Regelbrüche. Das sorgte für Verunsicherung bei den industriellen und privaten Verbrauchern von Strom und Wärme. Ob eine neue Regierung das besser macht, bleibt fraglich. Energie ist immer auch Politik. Der Staat hat...

Klima­schutz tanken – Zukunfts­fähig unterwegs!

Klima­schutz tanken – Zukunfts­fähig unterwegs!

Am 20. und 21. Januar 2025 trifft sich die internationale Biokraftstoffbranche im CityCube Berlin, um die Zukunft nachhaltiger Mobilität zu gestalten. Am Vormittag des ersten Veranstaltungstages widmet sich Session 1 ab 10 Uhr dem spannenden Thema, wie erneuerbare...

2024 – ein Jahr der ener­gie­po­li­ti­schen Regelbrüche

2024 – ein Jahr der ener­gie­po­li­ti­schen Regelbrüche

2024 war aus energiepolitischer Sicht ein Jahr der Regelbrüche. Das sorgte für Verunsicherung bei den industriellen und privaten Verbrauchern von Strom und Wärme. Ob eine neue Regierung das besser macht, bleibt fraglich. Energie ist immer auch Politik. Der Staat hat...