Die Windenergie an Land ist in Deutschland zum bedeutendsten Stromproduzent in den Erneuerbaren Energien (EE) in den letzten Jahren aufgestiegen.
Gastbeitrag von Uwe Leonhardt
Zum einen liegt dies an den natürlichen Gegebenheiten, wie dem relativ flachen Relief in Norddeutschland und der technischen Weiterentwicklung im Bereich der Schwachwindanlagen für beispielsweise süddeutsche Standorte.
Zum anderen aber auch am Fördermechanismus, der Anfang der 2000er Jahre vom Gesetzgeber installiert wurde. Das EEG, konzipiert als Anschubfinanzierung für Strom aus regenerativen Quellen, sichert dem Betreiber über eine Laufzeit von 20 Jahren einen festen Betrag pro Kilowattstunde zu.
Durch eine jährliche Degression sollte diese Vergütung von Jahr zu Jahr verringert werden, um die einzelnen Technologien näher an den Markt heranzuführen. Dieser Mechanismus erwies sich als sehr erfolgreich, da der Ausbau von Wind‑, Solar- und Bioenergie zügig voranschritt, ohne dass die Kosten explodierten, wie bei Ausschreibungs- oder Quotenmodellen in anderen Ländern. Nun explodieren die Kosten trotzdem und es ist natürlich zu hinterfragen, wo die Fehler gemacht wurden.
Hier sind unter anderem die Punkte der anfänglich zu hohen Vergütung für Solaranlagen oder Bindung des Stroms aus EE an den Spotmarkt zu nennen.
Das EEG als Ausbaubremse
Um diese Kostensteigerung zu verlangsamen bzw. zu stoppen hat Bundeswirtschaftsminister Gabriel eine Reform des EEG’s auf den Weg gebracht, die sich für alle Bereiche als Hindernis beim weiteren Ausbau der EE herausstellt.
Prinzipiell könnte man sagen, dass die Windenergie das EEG nicht mehr benötigt, da bereits jetzt Strom für unter 9 Ct/kWh produziert wird und der Großteil des produzierten Stroms über Direktvermarkter verkauft wird. Hier dürfen jedoch zahlreiche Faktoren nicht aus den Augen verloren werden, die den zukünftigen Ausbau der Windenergie stark beeinflussen.
Projekte im Bereich der Windenergie sind mit großen finanziellen Risiken behaftet, die im Vorfeld eingegangen werden müssen, ohne dass eine Umsetzung des Projektes gesichert ist. Seien es naturschutzfachliche Gutachten, die Planungsleistung oder die Kosten für Anträge zur Errichtung, die sich gesamt auf mehrere Hunderttausend Euro pro Projekt summieren. Diesen finanziellen Risiken stand eine klar strukturierte Vergütung gegenüber, die eine Wirtschaftlichkeitsberechnung für die Finanzierung ermöglichte. Dies hat sich mit der neuen EEG-Novelle stark verändert.
Die Degression des Vergütungssatzes wird künftig variabel nach dem Vorbild der Photovoltaik verlaufen, je nach der Höhe des letztjährigen Ausbaus. Es wird vollkommen verkannt, dass die Planungszeiträume bei der Windenergie jedoch 2–5 Jahre lang sind und eine Variabilität in der Degression sich direkt auf den Zinssatz der Finanzierung niederschlägt.
Ähnlich wirkt sich auch die Pflicht zur Direktvermarktung aus. Dieser Markt, der sich langsam entwickelt, wird bereits massiv beeinflusst. Nach den ersten Veröffentlichungen zur EEG-Reform versuchte E.ON mit einem sehr günstigen Angebot Windparks an sich zu binden und kleine Direktvermarkter über kurz oder lang aus dem Markt zu verdrängen.
Ausschreibungen für die Großen
Es wird eine klare Veränderung in der Struktur des zukünftigen Ausbaus der Windenergie deutlich. Die gewachsenen mittelständischen Unternehmen, die bisher die Energiewende getragen haben, sollen immer stärker aus dem Markt gedrängt und der Einstieg der großen Energiekonzerne vereinfacht werden. So sind auch die geplanten Ausschreibungen zu bewerten. Die Chargen, in denen ausgeschrieben werden soll sind für kleinere Marktteilnehmer oftmals nicht realisierbar, so dass hierfür gar nicht erst mit geboten wird. Wann und wie die ausgeschriebenen Volumina da umgesetzt werden und vor allem zu welchem Preis ist noch vollkommen offen. Betrachtet man jedoch Ausschreibungsmodelle aus anderen Ländern ist eher mit einer Verteuerung zu rechnen.
Die aktuellen Entwicklungen mit dem EEG oder auch der Länderöffnungsklausen sind sehr bedenklich wenn man zum einen die Ziele der Bundesregierung bezüglich des Anteils des EE-Stroms betrachtet und zum anderen die Bestrebungen der Energiekonzerne den gewachsenen Markt auszuhebeln sieht. Es muss deutschlandweit der Ausbau voran getrieben werden, um die Netzstabilität zu gewährleisten, die fast 120.000 entstandenen Arbeitsplätze zu erhalten und die Erzeugungskosten für Windstrom sowie seine mögliche Speicherung weiter zu senken. Wird gleichzeitig dazu ein Umstieg von Braunkohle zu Gas vollzogen erholt sich der Strompreis an der Börse und die Kosten für die EEG-Umlage werden deutlich sinken.
Da die Erneuerbaren Energien ein Wirtschaftbereich ist wie jeder andere auch, müssen jedoch konstante Rahmenrichtlinien geschaffen und nicht alle zwei Jahre alles auf den Kopf gestellt werden.
Zum Autor:
Uwe Leonhardt
- Studium mit Schwerpunkt in Steuerlehre und Controlling
- langjährige Erfahrung im Management von Großprojekten, im Aufbau von Unternehmen – insbesondere im Umweltbereich – und deren Geschäftsführung
- Vorstandsvorsitzender der Umwelt Management AG, Cuxhaven, dort verantwortlich für die Erstellung und Realisierung von Gesamtkonzeptionen
- Blog: http://www.uwe-leonhardt-umaag.de/
Titelbild: Martina Nolte/Wikimedia unter Lizenz CC BY-SA 3.0 de
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