Foto: Urbansky

Warum ich Energie­blogger bin

von | 5. Februar 2015

Physik­un­ter­richt, so Ende der 70er in Thüringen, damals noch DDR: Ein Lehrer zeigt uns, wie man mit dem photo­elek­tri­schen Effekt einen kleinen Modell­motor antreiben kann. Die Faszi­nation dieser scheinbar aus dem nichts entste­henden Energie hat mich bis heute nicht losgelassen. 

Die DDR war ein fossiles Ener­gieland, gestützt auf Braun­kohle. Die Folgen waren überall sichtbar, am meisten jedoch im mittel­deut­schen Indus­trie­revier oder auch in meiner Heimat, dem Thüringer Becken, wo durch geolo­gische Gege­ben­heiten meist eine Inver­si­ons­wet­terlage herrschte, die durch den Braun­kohl­endunst ins kaum mehr Erträg­liche gesteigert wurde.

Dies konnte nicht die Zukunft sein. Deswegen galt mein Interesse damals schon allen möglichen Ener­gie­formen und ‑trägern. Besonders faszi­nierte mich die Atom­energie. Harrisburg lag im bösen Westen. Sowas konnte im Sozia­lismus natürlich nicht passieren. Bis Tscher­nobyl waren es noch sieben Jahre…

Zum Glück begleitete mich das Thema Energie immer wieder in meinem Berufs­leben als Jour­nalist oder Texter in Agenturen, auch wenn ich nie direkt bei einem Ener­gie­un­ter­nehmen ange­stellt war. Dafür betreute ich diese, lernte viel über Ener­gie­märkte und gewisse Zwänge, die auch die ach so großen Konzerne knebelten. Deswegen habe ich mir einen bis heute sehr realis­ti­schen Blick auf die Ener­gie­wende bewahrt.

Fossile Brenn­stoffe werden uns noch eine Weile begleiten, am längsten wohl im Mobi­li­täts­sektor, bedingt durch die hohe Ener­gie­dichte flüssiger Kraft­stoffe. In der Strom­erzeugung bin ich da opti­mis­ti­scher. Hier erleben wir jedes Jahr ein Ansteigen von Wind, Sonne und teils Biomasse am Energiemix.

Mein Haupt­au­genmerk liegt aber auf dem Wärme­markt. Auch hier werden – regional unter­schiedlich – Fossile noch eine Weile einen guten Platz bean­spruchen. Rund 5,5 Millionen Ölhei­zungen und gut 13 Millionen Gashei­zungen sind nicht über Nacht zu ersetzen. Dennoch gibt es sehr vernünftige Lösungen, auch deren Verbrauch drastisch zu drosseln.

Allein die Anzahl der Heiz­geräte spricht für eine dezen­trale Ener­gie­wende. Hier kann keine zentrale Vorgabe und keine Zwangs­maß­nahme regeln, wie die Wärme­wende gelingt. Dieses ist mein Haupt­thema für die Energie­blogger. Meine Beträge sollen zeigen, welche effi­zi­enten Lösungen es am Markt gibt (etwa diese hier oder diese). Dabei freue ich mich auf einen regen Austausch mit den Kollegen von der besten Ener­gie­dia­log­plattform der Welt.

Verkürzt will ich an dieser Stelle noch ein paar Stand­punkte wieder­geben, die ich schon in einem früheren Beitrag beschrieb und von denen ich weiß, dass sie nicht von jedem im Netzwerk geteilt werden.

  1. Menschen wirken auf das Klima, aber nicht so katastrophal

Ich will nicht bestreiten, dass der Mensch auf das Klima einwirkt. Wie heißt es so schön? Was lebt, stört. Jedoch glaube ich nicht, dass wir in der Lage sind, das Klima nach­haltig zu verändern. Dazu brachten mit mehrere Gespräche mit Meteo­ro­logen. Und schon gar nicht glaube ich daran, dass wir im Jahr 2100 den Klima­an­stieg auf 2 Grad oder was auch immer begrenzen können. Es gibt keine Stell­schraube dafür.

  1. Erneu­erbare Energien sind sinnvoll, weil sie effizient sind

Ich bin ein Verfechter Erneu­er­barer Energien. Hermann Scheer hat mir dabei die Augen geöffnet wie kein zweiter. Aller­dings ist der Haupt­grund für den Umstieg auf Erneu­erbare, der CO2-​Ausstoss, aus meiner Sicht der Falsche. Deswegen lehne ich Power-​to-​Gas ab, während ich Power-​to-​Heat durchaus sinnvoll finde.

Ich stecke letztlich also weniger hinein als ich heraus­be­komme. Gut – die Subven­ti­ons­könige der vergan­genen Jahre in Punkto Solar und (weniger) Windkraft wissen dies zu schätzen – auf jeden Fall in finan­zi­eller Hinsicht. Aber Wind­energie ist in Deutschland schon heute fast so effizient wie Strom aus Kohle­kraft­werken. Dieser Trend wird sich weiter verstärken

Dennoch würde ich das Bonmot, Sonne und Wind stellen keine Rechnung, so nicht unter­schreiben. Wenn es die beiden nicht tun, dann zumindest der Servicetechniker.

  1. Fossile Energien wird es so lange geben, wie sie bezahlbar sind

Auch einen weiteren Grund für den Umstieg auf Erneu­erbare, die Erschöpfung fossiler Brenn­stoffe, kann ich nicht teilen. Zwar fahren wir in Deutschland einen recht starken Kurs weg von Fossilen (mal abgesehen vom derzei­tigen Boom bei der Kohle­strom­erzeugung). Aber am Deutschen Wesen wird nicht das Klima der Welt genesen, solange in Indien und China jedes Jahr mehr als 50 Kohle­kraft­werke neu gebaut werden.

Die Ursache hat schon Marx in seiner Preis­theorie beschrieben. So lange jemand den Wert in Fossilen sieht und daraus einen Mehrwert gene­rieren kann, so lange wird dies auch geschehen – voll­kommen unab­hängig von einem deutschen EEG. Dazu ein kleines Beispiel: Der Brent-​Ölpreis liegt, während ich diese Zeilen schreibe (November 2014), bei 70 US-​Dollar je Barrel (WTI etwas darunter). Die zweit­größten Ölre­serven der Welt liegen in Kanada. Die dortigen Ölschiefer werden mit etwa 70 Dollar je Barrel Produk­ti­ons­kosten aufbe­reitet. Würde der Ölpreis weiter fallen, fielen diese Reserven weg. Da sie markt­tech­nisch nicht mehr verfügbar wären, stiege der Preis wieder an und die Förderung würde sich wieder lohnen.

Deswegen haben wir es mit einem Ölpreis auf mittlerem Niveau zu tun, der den meisten Förder­ländern durchweg nützt. Auf der anderen Seite sind wir auch bereit, diesen Preis zu zahlen, der mit Sicherheit auch wieder steigen wird. Ein Peak wird hier also kaum erreicht, es sei denn in der Nachfrage. Und das geht nur, wenn Erneu­erbare deutlich effi­zi­enter sind als Fossile. Über eine lange Zeit wird es Kombi­na­tionen von beiden geben, jetzt schon zu sehen als Hybride bei Fahr­zeugen und im Heizungs­keller.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

3 Kommentare

  1. Kilian Rüfer

    Hi Frank,

    herzlich will­kommen! Wir stehen für das Ziel 100 % erneu­erbare Energien. Es ist eindeutig, dass die Wärme und die Mobilität davon weiter entfernt sind, als der Strom. Gerade deshalb finde ich es gut, wenn Du in diesem Wärme­be­reich die besten Möglich­keiten aufzeigst und mit an der Evolution der gleichen wirkst. Wenig halte ich von neuen effi­zi­enten Öl- und Gashei­zungen, die als ein wenig täuschend als Effi­zi­enz­stei­gerung verkauft werden. Natürlich können diese effi­zi­enter heizen und emit­tieren weniger. Ablenken darf dies aber nicht davon, dass diese dies über die lange Betriebs­dauer tun. Sie können nicht als gleich­wer­tigen Ersatz zur Ener­gie­ein­sparung ange­priesen werden. In diesem Sinne und bis bald. 

    Kilian

  2. Frank Urbansky

    Danke, Andreas, für den Hinweis, das werde ich noch ergänzen. Erstmal bin ich ganz froh, dass es die Energie­blogger überhaupt gibt.
    Meine Themen für das Netzwerk sind Effizienz im Wärme­markt und die dafür benötigte Heizungs­technik. Dies möchte ich vor allem in Form von Diskus­si­ons­bei­trägen einbringen. Veran­stal­tungen würde ich gern nach Möglichkeit besuchen, bin jedoch beruflich gut eingebunden.
    Gern mache ich auch bei Projekten mit wie jetzt dem von Martin Schlobach.
    Alles weitere zu gegebener Zeit…

  3. Andreas

    Danke für diese ausführ­lichen Worte zu Deiner Moti­vation. Ich freue mich auch auf einen inter­es­santen Austausch zu den Wärme­themen der Ener­gie­wende. Was mich, oder uns Energie­blogger, aber noch inter­es­sieren würde, wäre wie Du die Energie­blogger siehst, gerne auch kritisch, und was Du verändern möchtest oder wie Du Dich einbringen möchtest.

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