Überraschend kam es, das Aus der steuerlichen Förderung von Sanierungsmaßnahmen. Am 4. Dezember 2014 innerhalb des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz (NAPE) verkündet und als Tiger gestartet, landet das ambitionierte und auch bitter nötige Vorhaben nun als Bettvorleger.
Viele Experten befürworteten die Maßnahme, da alle anderen, insbesondere die Förderungen durch die KfW und deren Kredite nicht in dem Maße abgerufen wurden, wie sie die Klimaschutzziele der Regierung gebraucht hätten. Dabei war auch schon bei der Verkündung vollkommen unklar, ob die avisierte Förderung ausreicht. Im Gespräch war damals eine Absetzbarkeit zwischen 10 und 25 Prozent. Diese wurde nie verifiziert. Lediglich eine Maximalförderung von 25 % hätte Sinn gemacht.
Nun ist die Verärgerung groß. Insbesondere die Branchenverbände BDH (für die Heizgeräteindustrie) und ZVSHK (für das Handwerk) laufen Sturm. Ohne Zweifel wären sie auch Nutznießer der steuerlichen Förderung gewesen. Doch gerade ihre Mitglieder werden von der Bundesregierung ein weiteres Mal enttäuscht. Bereits 2011 stoppte Finanzministerwolfgang Schäuble aus Haushaltsgründen das Marktanreizprogramm (MAP), das ebenfalls auf die anspruchsvollen Umweltziele der Bundesregierung zielte. Damals schon wurden Investoren verschreckt und Haussanierer warten erneut ab, bis sich verlässlichere gesetzliche Rahmenbedingungen ergeben. Doch diese scheinen wieder in weite Ferne gerückt.
Tatsächlich aber scheint ein äußerst rationaler Kern hinter dem Scheitern der steuerlichen Förderung stecken. Zwar trug letztlich CSU-Chef Horst Seehofer als einziger Koalitionär die steuerliche Förderung nicht mit, weil er im Gegenzug die Förderung von Handwerkerleistungen ab 300 Euro ebenfalls gestrichen haben wollte. Dennoch kann niemand die Augen davor verschließen, dass die Energiekosten seit Mitte letzten Jahres drastisch gesunken sind. Heizöl wurde in Deutschland um reichlich 40 Prozent günstiger, Erdgas wird hier noch aufgrund der Ölpreisbindung nachziehen. Die Einkaufspreise bei den Importeuren gaben bereits entsprechend nach.
Hatte sich eine energetische Sanierung schon bisher nur schwer gerechnet (hierzu hat der SPIEGEL einige Berechnungen angestellt), so würde dies in Zukunft noch schwieriger, da die eingesparten Energiekosten – die einzige Komponente einer Refinanzierung der Investition – niedriger sind als zuvor und damit auch die Einsparungen. Folglich hätten sich wahrscheinlich deutlich weniger Hausbesitzer für diene Haussanierung entschieden. Und die sich aus Leidensdruck dafür entschieden, weil eine Sanierung unumgänglich ist oder der Kesseltausch aufgrund von Defekten nicht mehr herausgeschoben werden kann, hätten die steuerliche Vergünstigung sicher gern mitgenommen, aber eben nicht im ursprünglichen Sinne des NAPE.
Und so bleibt die traurige Erkenntnis: Geht es um die Umwelt oder Geld, siegt bei dieser Regierung letzteres. Wobei dies sehr kurz gedacht ist. Die Rheinische Post schreibt:
„Die ausgelösten Investitionen würden viel Geld in ihre Kassen spülen, trotzdem fürchten sie die Steuerausfälle. Über eine simple kameralistische Sichtweise kommen sie leider auch im 21. Jahrhundert nicht hinaus.”
Besser kann man es nicht sagen.
Vorschaubild: Moderne Heiztechnik hat es bei den derzeitigen politischen Rahmenbedingungen schwer. Foto: Buderus
0 Kommentare