Solarthemriekraftwerk der VOJENS FJERNVARMEVÆRK im dänischen Vojens mit insgesamt 70.000 Quadratmetern Kollektorfläche und 50 MW Leistung. Links ist ein 14 Meter tiefer Wärmespeichr zu sehen, der Warmwasser für den Winter speichert. Foto: Arcon Sunmark

Solar­thermie vs. KWK – zumindest für den Sommer

von | 6. Juli 2015

Der Ener­gie­gipfel letzte Woche hat die Gas-​KWK wieder in den Mittel­punkt der Diskussion gerückt. Nach dem Willen der Koalition soll diese stärker gefördert werden. Das wiederum stößt bei Vertretern der Solar­thermie auf Unver­ständnis.

Denn, so die einfache, aber schwer logische Diskussion – Im Sommer, wenn in Deutschland genügend Sonne scheint und kaum Wärme­en­ergie gebraucht wird, könnte die Solar­thermie die Versorgung über­nehmen – ohne das Verbrennen von Erdgas.

Damit man es sich mit den KWK-​Leuten, die sich ja teils auch im Erneuerbaren-​Boot befinden, nicht verdirbt, schlägt der BSW Solar nun vor, in den Sommer­mo­naten die KWK nicht zu fördern. Damit diese jedoch keine finan­zi­ellen Einbußen erleidet, soll die Förder­dauer zeitlich gestreckt werden,w as mit dem bishe­rigen Vergü­tungs­modell schon funk­tio­nieren würde.

Zudem: Eine KWK-​Förderung führe im Sommer dazu, dass die begrenzte Wärmelast in den Wärme­netzen durch KWK-​Wärme besetzt werde und keine Kapa­zi­täten zur Aufnahme Erneu­erbare Energien mehr vorhanden sind. Damit würde die fossil erzeugte KWK-​Wärme den Markt zulasten Erneu­er­barer Energien verstopfen und dem Strom­system Flexi­bi­lität rauben.

Eine ganz­jährige Subven­tio­nierung der Kraft-​Wärme-​Kopplung aus fossiler Energie ist für den Klima­schutz kontra­pro­duktiv. KWK-​Anlagen sollten nur in der Heiz­pe­riode laufen und eine Sommer­pause einlegen. In dieser Zeit könnten Solarthermie-​Anlagen deutlich umwelt­freund­licher in die Wärme­netze einspeisen und mittel­fristig bis zu fünf Millionen Tonnen Kohlen­dioxid pro Jahr einsparen“, so Carsten Körnig, Haupt­ge­schäfts­führer des BSW-​Solar. „Es wäre geradezu absurd, wenn der inzwi­schen weit­gehend wett­be­werbs­fä­higen Solar­wärme durch eine erhöhte Subven­tio­nierung fossiler Energie der Markt­zugang verbaut wird.“

Große Solar­wär­me­an­lagen könnten nach Meinung des BSW Solar Wärme für drei bis fünf Cent je Kilo­watt­stunde erzeugen. Schön­heits­fehler nur: In Deutschland gibt es solche Anlagen kaum. Deswegen schaut man sehn­süchtig nach Dänemark. Dort wird diese Tech­no­logie bereits in großem Umfang einge­setzt (und an dieser Stelle werden in nächster Zeit mehrere dieser Anlagen vorgestellt). 

Nicht zuletzt deswegen soll die Förderung von KWK-​Strom im neuen KWK-​Gesetz nach einem Über­gangs­zeitraum ab dem Jahr 2018 auf die Heiz­pe­riode konzen­triert werden, um den inter­es­sierten Kommunen und Stadt­werken den Einstieg in solar­ther­mische Wärme­netze zu ermög­lichen. Die KWK-​Betreiber werden über diese Forderung nicht ausnahmslos erfreut sein.

Wich­tigstes Argument pro Solar­thermie ist nach Körnig die bessere Plan­barkeit, da sie keine zukünftig schwan­kenden Kosten wegen des Brenn­stoffs kenne. 

Ob die Kommunen – meist eh schon geplagt mit schlecht ausge­las­teten Gas-​KWK – anbeißen, bleibt abzu­warten. Die Inves­ti­tionen für die Solar­thermie wären im Anfang üppig. Baurecht­liches wäre zu klären, denn letztlich macht groß­flä­chige Solar­thermie nur Sinn, wenn diese in ein nahe­lie­gendes Wärmenetz einge­speist werden kann. Zwar klingt die Aussicht auf Erzeu­gungs­kosten von 3 bis 5 Eurocent je kWh nicht übel, ab er die wurden in Dänemark erst erreicht nach gut 40 Jahren Erfahrung. Denn bereits seit der ersten Ölkrise 1973 beschreitet unser nörd­licher Nachbar einen wohl­do­sierten Weg weg von den Fossilen.

Zwar kann man von den Dänen lernen. Doch 1:1 auf Deutschland lassen sich die dortigen Wärmemarkt-​Verhältnisse eben nicht über­tragen. Dafür fehlen nicht nur poli­tische Rahmen­be­din­gungen, sondern überhaupt der poli­tische Wille, die Wärme­wende, in die der an sich schlüs­sigen Vorschlag des BSW gut reinpasst, endlich zu meistern. 

Vorschaubild: Solar­them­rie­kraftwerk der VOJENS FJERNVARMEVÆRK im dänischen Vojens mit insgesamt 70.000 Quadrat­metern Kollek­tor­fläche und 50 MW Leistung. Links ist ein 14 Meter tiefer Wärme­speichr zu sehen, der Warm­wasser für den Winter speichert. Foto: Arcon Sunmark

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

1 Kommentar

  1. jogi54

    Ich habe für den Sommer Solar­thermie und werde meinen alten Gaskessel für den Winter durch KWK (Stir­ling­mo­tor­heizung) ersetzen.

    Aber da kommt der nächste Stol­per­stein, meine KWK läuft dann, weil gut gedämmt und ST für den Sommer, im Winter voraus­sichtlich nur 8001000h/​a, und das im optimalen Betriebs­fenster und ohne Zusatz­brenner. Zudem passt die Menge des erzeugten Stroms gerade so zu meinem Bedarf im Winter, den die PV nicht erzeugt – eine ausrei­chend große PV-​Batterie ist ebenfalls vorhanden.

    Förderung für KWK gibt es aller­dings erst ab 2000h/​a !!

    Privater Rat eines Ener­gie­be­raters, rechne den Bedarf, als ob du keine ST hast (könnte ja kaputt­gehen oder durch die KWK ersetzt werden…), um auf die 2000h/​a zu kommen. Da muss ich mein Haus aber richtig schlecht rechnen. ob das gelingt ???

    So ist das in D, man wird sogar noch dafür bestraft, dass man ordentlich isoliert (ohne Förderung) hat und eine ST betreibt und damit einen niedrigen Ener­gie­ver­brauch hat – oder muss selber „schummeln”.

    LG jogi

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