Die PV-Ausschreibungen, ein von vornherein von der Erneuerbaren-Branche skeptisch gesehenes Projekt für angeblich mehr Markt im Subventionsdschungel, wird nun zum Gegenstand politischer Debatten.
Grund: In der ersten Ausschreibungsgrunde , die im April 2015 endete, kamen keine Genossenschaft zum Zuge. Doch das war eigentlich erklärter Wille, um die Energiewende in Bürgerhand zu geben und sie schlicht auf eine breitere Basis zustellen. Denn nur durch den Nutzen für viele, so der an sich logische Gedanke, wachse auch die Akzeptanz.
Doch derzeit wächst nichts, eher nur Frust. Denn bei den 25 Zuschlägen soll allein bei 11 der Solarparkgroßentwickler Sybac Solar das Rennen gemacht haben. Das nun wiederum stößt bei der Linken, sonst eher nicht für Ökothemen bekannt, nun sauer auf. In einer Anfrage an die Bundesregierung vom 8. Juli 2015 heißt es:
In der ersten Ausschreibungsrunde für Photovoltaik-Freiflächenanlagen … bekam kein Bürgerenergieprojekt einen Zuschlag. Die durchschnittliche ermittelte Förderhöhe liegt bei 9,17 Cent pro Kilowattstunde (kWh) und damit höher als die bisherige feste Einspeisevergütung von 9,02 Cent pro kWh. Die drei Ziele von Ausschreibungen lauten Kosteneffizienz, Akteursvielfalt und Ausbaumengenziele. Die zwei ersten Ziele sind mit der ersten Ausschreibungsrunde klar verfehlt, denn Akteursvielfalt meinte bislang, dass Bürgerenergieprojekte zum Zuge kommen, Kosteneffizienz meinte bislang, dass die Förderhöhe geringer ausfallen würde – beides war nicht der Fall. Ob die Ausbaumenge erreicht wird, kann man aktuell noch nicht beurteilen.
Die Linken beklagen die Benachteiligung der Genossenschaften insbesondere durch zu komplexe und kostenträchtige Vorgaben. Und: Wenn ein Unternehmen bei fast 50 Prozent den Zuschlag erhält, hat das mit mehr Markt, dem ursprünglichen Sinn des Ausschreibungssystems, auch nicht viel zu tun. An das Kabinett Merkel stellen sie nun deswegen unter anderem folgende Fragen:
- Wie begründet die Bundesregierung ihre Einschätzung, dass die „breite Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger“ bei der Umstellung auf Ausschreibungen erhalten geblieben sei?
- Wie wird die Bundesregierung Befürchtungen entgegen treten, die Bürgerenergie werde durch Ausschreibungen aus dem Markt gedrängt, und wann und mit welchen Maßnahmen wird sie dies tun?
- Beabsichtigt die Bundesregierung, von dem Spielraum bei den Bagatellgrenzen, die die EU-Beihilfeleitlinien lassen (1 MW bzw. 6 MW bei Wind bzw. sechs Windkraftanlagen), künftig Gebrauch zu machen? Wenn nein, warum nicht?
- Erwägt die Bundesregierung künftig ein modifiziertes Ausschreibungsdesign, das der spezifischen Akteursgruppe Bürgerenergie besondere Bedingungen einräumt oder sie von der Pflicht zur Teilnahme an Ausschreibungen befreit?
Sicher fällt es einem professionellen Unternehmen leichter, auf komplexe Ausschreibungen und Auktionen zu reagieren. Die Linke fordert hier letztlich eine Vereinfachung des Verfahrens, was löblich ist, von der Regierung aber wohl kaum umgesetzt wird. Statt dessen wäre es wohl besser, wenn die Genossenschaften eigene Kompetenzen aufbauen – auch gemeinsam, um dann die zukünftigen Ausschreibungen besser zu meistern. Mit der niegelnagelneuen Prokon-Genossenschaft ist ja schon mal ein Branchenriese entstanden, der dieses Potenzial mitbringen dürfte.
Es gibt also Hoffnung – aber sie liegt, wie so oft, im Know-how, und zwar für die erfolgreiche Teilnahme an Ausschreibungen. Diese konnten die Genossenschaften bisher nicht sammeln. Aber sie können es. In Zukunft. Und am besten vereint.
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Hallo Frank, im Grunde ist es einfach: Das Ganze war von vorn herein zum Aussieben von Akteuren gemacht. Schon vorweg war absehbar, dass kleine Akteure nicht zum Zug kommen können. Im Beitrag hatte ich über einen guten Vortrag eines Lüneburger Professors dazu bereichtet (http://sustainment.de/PV-Pilotausschreibung):
Wer viele Projekte macht, der kann Verluste aus den Vorlaufkosten verlorener Ausschreibungen tragen. Ohne Bankbürgschaft kommen nur finanzstarke Anbieter aus. Bankbürgschaften werden erst ab der Bonität des Corporate Levels gegeben. Wer mehrere Projekte hat kann seinen Zuschlag auch auf anderen Flächen nutzen. Kleinere können nur mit finanzstarken Partnern mitmachen.
Hallo Kilian, danke für den Hinweis, sehr interessant. Bleibt nur zu hoffen, dass ein Riese wie Prokon, falls er sich finanziell wieder berappelt, hier mitspielen kann. Ansonsten sieht es wirklich etwas abgekartet aus. Das haben ja verschiedene Verbände schon im Vorfeld auch so gesehen.