Die Frage nach der Sicherheit von Deutschlands Erdgasversorgung wird immer wieder gestellt. Die Ukraine-Krise zeigte, wie abhängig und sensibel die Versorgung sein kann, die stark auf Russland ausgerichtet ist. Immerhin kommt gut ein Drittel des hierzulande verbrannte Gases von dort. Experten empfehlen eine strategische Reserve ähnlich wie beim Roh- und Mineralöl.
Aktuell fragen die Grünen die Bundesregierung nach der Sicherheit der hiesigen Gasversorgung, auch wenn die letzten Engpässe 2012 konstatiert wurden. Doch das lag damals eher an der schlecht ausgebauten Gasinfrastruktur in Süddeutschland, die mit dem großen Gasbedarf aufgrund eines sehr kalten Winters nicht fertig wurde.
Für ihr Bedrohungsszenario nutzen die Grünen die europäische Erdgas-Versorgungssicherheits-Verordnung (EU-Verordnung Nr. 994/2010) Die sieht vor, dass die nationalstaatlich zuständige Behörde Erdgasversorgungsunternehmen dazu verpflichtet, die Versorgung geschützter Kunden auch in besonderen Extremsituationen sicherzustellen. Bisher wäre diese Behörde das Bundeswirtschaftsministerium. Drei Extremsituationen werden skizziert:
- Extremen Temperaturen an sieben aufeinander folgenden Tagen mit Spitzenlast, wie sie mit statistischer Wahrscheinlichkeit einmal in 20 Jahren vorkommen.
- Außergewöhnlich hoher Gasverbrauch über einen Zeitraum von mindestens 30 Tagen, wie er mit statistischer Wahrscheinlichkeit einmal in 20 Jahren vorkommt.
- Ausfall der größten einzelnen Gasinfrastruktur über einen Zeitraum von mindestens 30 Tagen unterdurchschnittlichen Winterbedingungen.
Neben den Fragen nach den besonders schätzenswerten Kunden, allen voran Haushalte und bestimmte Industriebereiche, stellen die Grünen auch die Frage: „Wird sich die Bundesregierung für eine nationale Gasreserve aussprechen, und falls nein, welche alternativen Lösungen für Engpasssituationen hat sie (Speicherverpflichtung etc.)?“
Seitens der Gasversorger wurde eine Gasreserve bereits abgelehnt, vor allem mit Hinblick auf die sich weiter liberalisierten Märkte in Europa. Doch die aktuelle Entwicklung mit der Erschöpfung des niederländischen Feldes Groningen und der damit verbundene Umstellung von etwa 4 Millionen Geräten auf hochkalorisches Gas, das ist jede dritte deutsche Gasheizung, spricht eine andere Sprache. Denn die Hauptimporteure für dieses Gas sind mit Russland und Norwegen auch bisher die Nr. 1 und 2 der deutschen Gaslieferanten. Und nicht umsonst wird Nordstream weiter ausgebaut.
Vorschaubild: Gasspeicher, wie hier der in Etzel, sind das Rückgrat der deutschen Gaswirtschaft und potenzielle Träger einer strategischen Reserve. Foto: Gazprom Germania
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