Netzmanagement - hier sieht EnBW ein zukünftiges Geschäftsfeld für sich. EnBW / Claudia Fy

Ener­gie­wende 2.0: EnBW für Erneu­erbare und Dienstleistungen

von | 21. September 2015

Der baden-​württembergische Ener­gie­konzern EnBW setzt ganz auf die Ener­gie­wende 2.0. Zum 4. Ostdeut­schen Ener­gie­forum skiz­zierte Georgios Stam­ate­lo­poulos, Leiter Erzeugung Betrieb der EnBW, die Umwäl­zungen der Ener­gie­branche und wie sich sein Konzern darauf einstellt. 

Er sieht eine tief­grei­fende Trans­for­mation in der Ener­gie­land­schaft, eben jene Ener­gie­wende 2.0, die deutlich über die bisherige Förderung der Erneuerbaren,dem Ausstieg aus der Atomkraft und begleitet von zusätz­lichen Entwick­lungen der IT, hinausgeht.

Georgios Stamatelopoulos, Leiter Erzeugung Betrieb der EnBW

Georgios Stam­ate­lo­poulos, Leiter Erzeugung Betrieb der EnBW. Foto: privat

Zwar sieht er auch weiterhin die Notwen­digkeit von ther­mi­schen Kraft­werken. Diese würden jedoch mehr und mehr und schließlich nur noch als Backup-​Lösung gebraucht. Die damit einher­ge­hende Dezen­tra­li­sierung der Strom­erzeugung bedarf eines komplexen Manage­ments, in dem wohl auch die EnBW der Zukunft anzu­siedeln sein wird – also immer noch in einer kleinen Rolle als Ener­gie­er­zeuger, aber einer viel größeren als Netz­dienst­leister und ‑stabi­li­sator. Die tradi­tio­nelle Ener­gie­wirt­schaft wird es bald in dieser Form nicht meh geben“, ist sich Stam­ate­lo­poulos sicher.

Um seine Vision zu unter­mauern, hat der Manager einige Daten parat. So werden in 10 Jahren – ener­gie­wirt­schaftlich eher ein Augen­schlag – die Erneu­er­baren in Deutschland mit 135 GW instal­lierter Leistung das 1,5fache der konven­tio­nellen Strom­erzeugung betragen. Die Entwicklung weltweit läuft übrigens ähnlich. In 10 Jahren wird es hier­zu­lande noch knapp 100 konven­tio­nelle Kraft­werke mit 249 TWh therm­sicher Restlast geben (heute: 130 mit 323 TWh), denen 1 Millionen Anlagen der Erneu­er­baren gegen­über­stehen. Technisch wird also die Schwung­masse der Turbinen abgelöst durch die Wech­sel­richter der Erzeu­ger­an­lagen von Wind, OPV und Biomasse. Den Bedarf an Reser­ve­kraft­werken bilan­ziert er mit gut 11 GW gegenüber den aktuellen 7 GW.

Diese Komple­xität der dezen­tralen Erzeugung wird nur mitels Smart Data zu bewäl­tigen sein. Stam­ate­lo­poulos ist sich absolut sicher, dass dies auch zu leisten ist. Genau hier sieht er auch ein Geschäftsfeld für einen Konzern, nämlich die indi­vi­du­ellen Kunden­lö­sungen. Doch damit dies generell funk­tio­niert, bedarf es dieser Voraussetzungen:

  • Erwei­terung der Übertragungs- und Verteilernetze
  • Intel­li­gentes Netz
  • Spei­cherung
  • Last­ma­nagement
  • Regu­lierung durch den Markt

Gerade dieser Markt wird neue Player sehen, und zwar unter anderem die folgenden:

  • Ener­gie­ef­fi­zienz: Tech­nische Orga­ni­sa­tionen wie TÜV
  • Vertrieb: Einzel­handel
  • Strom­erzeugung: Ikea, Lichtblick
  • Netze: Finanz­in­ves­toren wie Blackstone

Gerade in diesen Segmenten werden die größten Gewinnen erwirt­schaftet, während in der alten Ener­gie­wirt­schaft, eben der Erzeugung, die Gewinne weiter zurück­gehen. Deswegen ist für Stam­ate­lo­poulos klar, dass auch sein Konzern sich wandeln muss – hin zum Dienstleister.

Vorschaubild: Netz­ma­nagement – hier sieht EnBW ein zukünf­tiges Geschäftsfeld für sich. EnBW /​Claudia Fy

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

1 Kommentar

  1. Rainer Bögl

    Ich gehe davon aus, dass die G4 verstärkt in die Erzeugung erneu­er­barer Energien inves­tieren. Zum einen weil der Markt das so will, zum anderen werden über kurz oder lang die Preise für Ökostrom gnadenlos günstig werden, so dass sich konven­tio­nelle Ener­gie­er­zeugung nicht mehr lohnen wird.
    Die konven­tio­nellen Erzeuger müssen dann erst einmal Geld für die Entsorgung der ökolo­gisch bedenk­lichen Kraft­werke ausgeben, gleich­zeitig dürfen sie aber den Zug der Ökoen­ergie nicht verpassen.

    Viele Grüße
    Rainer

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