Der baden-württembergische Energiekonzern EnBW setzt ganz auf die Energiewende 2.0. Zum 4. Ostdeutschen Energieforum skizzierte Georgios Stamatelopoulos, Leiter Erzeugung Betrieb der EnBW, die Umwälzungen der Energiebranche und wie sich sein Konzern darauf einstellt.
Er sieht eine tiefgreifende Transformation in der Energielandschaft, eben jene Energiewende 2.0, die deutlich über die bisherige Förderung der Erneuerbaren,dem Ausstieg aus der Atomkraft und begleitet von zusätzlichen Entwicklungen der IT, hinausgeht.
Zwar sieht er auch weiterhin die Notwendigkeit von thermischen Kraftwerken. Diese würden jedoch mehr und mehr und schließlich nur noch als Backup-Lösung gebraucht. Die damit einhergehende Dezentralisierung der Stromerzeugung bedarf eines komplexen Managements, in dem wohl auch die EnBW der Zukunft anzusiedeln sein wird – also immer noch in einer kleinen Rolle als Energieerzeuger, aber einer viel größeren als Netzdienstleister und ‑stabilisator. Die traditionelle Energiewirtschaft wird es bald in dieser Form nicht meh geben“, ist sich Stamatelopoulos sicher.
Um seine Vision zu untermauern, hat der Manager einige Daten parat. So werden in 10 Jahren – energiewirtschaftlich eher ein Augenschlag – die Erneuerbaren in Deutschland mit 135 GW installierter Leistung das 1,5fache der konventionellen Stromerzeugung betragen. Die Entwicklung weltweit läuft übrigens ähnlich. In 10 Jahren wird es hierzulande noch knapp 100 konventionelle Kraftwerke mit 249 TWh thermsicher Restlast geben (heute: 130 mit 323 TWh), denen 1 Millionen Anlagen der Erneuerbaren gegenüberstehen. Technisch wird also die Schwungmasse der Turbinen abgelöst durch die Wechselrichter der Erzeugeranlagen von Wind, OPV und Biomasse. Den Bedarf an Reservekraftwerken bilanziert er mit gut 11 GW gegenüber den aktuellen 7 GW.
Diese Komplexität der dezentralen Erzeugung wird nur mitels Smart Data zu bewältigen sein. Stamatelopoulos ist sich absolut sicher, dass dies auch zu leisten ist. Genau hier sieht er auch ein Geschäftsfeld für einen Konzern, nämlich die individuellen Kundenlösungen. Doch damit dies generell funktioniert, bedarf es dieser Voraussetzungen:
- Erweiterung der Übertragungs- und Verteilernetze
- Intelligentes Netz
- Speicherung
- Lastmanagement
- Regulierung durch den Markt
Gerade dieser Markt wird neue Player sehen, und zwar unter anderem die folgenden:
- Energieeffizienz: Technische Organisationen wie TÜV
- Vertrieb: Einzelhandel
- Stromerzeugung: Ikea, Lichtblick
- Netze: Finanzinvestoren wie Blackstone
Gerade in diesen Segmenten werden die größten Gewinnen erwirtschaftet, während in der alten Energiewirtschaft, eben der Erzeugung, die Gewinne weiter zurückgehen. Deswegen ist für Stamatelopoulos klar, dass auch sein Konzern sich wandeln muss – hin zum Dienstleister.
Vorschaubild: Netzmanagement – hier sieht EnBW ein zukünftiges Geschäftsfeld für sich. EnBW /Claudia Fy
Ich gehe davon aus, dass die G4 verstärkt in die Erzeugung erneuerbarer Energien investieren. Zum einen weil der Markt das so will, zum anderen werden über kurz oder lang die Preise für Ökostrom gnadenlos günstig werden, so dass sich konventionelle Energieerzeugung nicht mehr lohnen wird.
Die konventionellen Erzeuger müssen dann erst einmal Geld für die Entsorgung der ökologisch bedenklichen Kraftwerke ausgeben, gleichzeitig dürfen sie aber den Zug der Ökoenergie nicht verpassen.
Viele Grüße
Rainer