Moderne Heiztechnik hat es bei den derzeitigen politischen Rahmenbedingungen schwer. Foto: Buderus

Wissen­schaftler: Ener­gie­wende im Wärme­markt kaum zu schaffen

von | 6. Oktober 2015

Was die Spatzen schon seit Jahren von den Dächern pfeifen, erhält nun auch wissen­schaft­lichen Segen. Die Wärme­wende ist bei der jetzigen Sanie­rungs­quote im Heizungs­keller kaum zu schaffen. 

Die Meta­analyse „Ener­gie­wende im Wärme­sektor“ der Agentur für Erneu­erbare Energien (AEE) unter­suchte dafür insgesamt 22 Studien auf ihre Aussagen zur Entwicklung des Wärme­marktes. Ebenfalls kam verwun­derlich: ein Großteil der Studi­en­au­toren sieht die ange­strebten energie- und klima­po­li­ti­schen Ziele in Gefahr.

Der poli­ti­schen Ziel­setzung zufolge soll der Wärme­bedarf im Gebäu­de­be­stand bis 2020 um 20 Prozent gegenüber dem Refe­renzjahr 2008 sinken. Die bisherige Entwicklung aller­dings ist zu dieser Ziel­vorgabe gegen­läufig. Zwischen 2008 und 2013 stieg der Wärme­bedarf sogar leicht an. Dies könnte jedoch auch an den über­durch­schnittlich kalten Wintern in diesen fünf Jahren liegen.

80 %-Ziel weit entfernt

Die größten Effi­zi­enz­po­ten­ziale sehen die betrach­teten Studien im Gebäu­de­be­reich. Demnach könnte der Endener­gie­bedarf für Raumwärme und Warm­wasser bis 2050 um etwa 60 Prozent sinken. Das aller­dings läge unter den Zielen der Bundes­re­gierung, die bis dahin eine 80%ige Redu­zierung des gesamten Ener­gie­ver­brauchs im Gebäude anstrebt.

Aller­dings gehen die Studien bei dieser Reduktion von verschie­denen Mitteln aus, die erfolg­reich sein könnten. So rechnen zum Beispiel das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das Fraun­hofer Institut für Wind­energie und Ener­gie­sys­tem­technik (IWES) und das Inge­nieurbüro für neue Energien (IfnE) in ihrem 2012 aufge­stellten Szenario, dass die Minderung des Kohlen­di­oxid­aus­stoßes bei der Wärme­be­reit­stellung im Wesent­lichen durch eine deutliche Reduktion des Wärme­be­darfs erreicht werden könnte. Dafür sei eine jährliche Sanie­rungs­quote von 2,3 Prozent notwendig. Zum Vergleich: Die aktuelle Quote liegt bei 0,8 Prozent. Aufgrund dieser Differenz rechnen Szenarien des Fraun­hofer Instituts für Solare Ener­gie­systeme (ISE) von 2013 und des Hamburg Instituts von 2015 statt­dessen mit einer stärkeren Entwicklung Erneu­er­barer Energien im Wärmesektor.

Alle Erneu­er­baren legen deutlich zu

Ebenfalls Diffe­renzen gibt es bei der Beur­teilung, welche Tech­no­logien bei den Erneu­er­baren im Wärme­markt in Zukunft eine entschei­dende Rolle spielen und ob diese dezentral oder leitungs­ge­bunden sind. Folgende Prognosen gibt es:

Ener­gie­träger 2014 in TWh 2014 Anteil an Erneu­er­baren im WW in % 2030 in TWh 2050 in TWh
Biomasse 113 8,6 101 – 173 97 – 175
Geothermie und Umweltwärme 10,6 1 27 – 67 38 – 200
Solar­thermie 7 0,5 13 – 46 21 – 135
gesamt 131 10 k. A. k. A.

Morgen berichten wir an dieser Stelle über die zukünftige Rolle von Fernwärme und KWK in der Ener­gie­ver­sorgung der Zukunft.

Vorschaubild: Moderne Heiz­technik hat es bei den derzei­tigen poli­ti­schen Rahmen­be­din­gungen schwer, ist jedoch unab­dingbar für die Wärme­wende. Foto: Buderus

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

2 Kommentare

  1. Rainer Bögl

    Unsere Kombi­nation Photo­vol­ta­ik­anlage mit Grund­was­ser­wär­me­pumpe ist ein echter Turbo! Ich hätte mir nicht gedacht, dass ich mit so wenig Ener­gie­kosten die Hütte warm bekomme.
    Leider gehen die Instal­la­ti­ons­zahlen der Wärme­pumpen oder auch anderer grüner Heizungs­an­lagen zurück. Dabei ist Öl doch viel zu wertvoll, um es einfach nur zu verbrennen.

    Viele Grüße

    • Frank Urbansky

      So ist es, Herr Bögl, ein Grund sind wohl die derzei­tigen günstigen Preise für Heizöl und die stabilen und in Zukunft wohl fallenden für Erdgas. Ein anderes Problem sind auch die Hand­werker, die lieber empfehlen, was sie kennen. Und das ist eben nicht immer eine erneu­erbare Heizungsform, die in aller Regel tatsächlich enen höheren Aufwand an Planung, Inves­tition und Instal­lation bedingt.

EnWiPo
EnWiPo
„Der PV-​Markt ist intakt”

Der PV-​Markt ist intakt”

Im Markt für Solarmodule scheint es ein Auf und Ab zu geben. Stefan Horstmann, COO bei IBC Solar, erklärt, wie es dazu kommt und wie Unternehmen der Solarbranche dem entgegensteuern können. springerprofessional.de: Wie schätzen Sie aktuell den Markt für PV-Module in...

Erdgas als Kraft­stoff: LNG Top, CNG Flop

Erdgas als Kraft­stoff: LNG Top, CNG Flop

Erdgas hatte es im deutschen Kraftstoffmarkt schon immer schwer. CNG konnte sich nie richtig durchsetzen. Die flüssige Variante LNG wird dagegen zunehmend in der Logistik eingesetzt. Dieses zwiespältige Bild verfestigt sich immer mehr. In Deutschland konnte sich...

Kosten­falle Energiewende

Kosten­falle Energiewende

Die Baugenehmigungen brechen ein. Bauherren und Projektentwickler klagen unisono über hohe Baukosten und strenge Vorschriften. Das sorgt für Verdruss – und auch am Markt ist eine deutliche Unzufriedenheit zu spüren. Dabei müsste es doch darum gehen, Immobilien so zu...