Gestern öffnet das Ostdeutsche Energieforum zum 5. mal seine Pforten.
2012 ins Leben gerufen, um der ostdeutschen Wirtschaft eine einheitliche Stimme gegenüber der bundesdeutschen Energiepolitik zu geben, dreht es sich immer noch um die gleichen Fragen: zu hohe Netzentgelte (die tatsächlich um 20 % höher liegen als in den Altbundesländern und somit ein eklatanter Wettbewerbsnachteil in Industrie und produzierendem Gewerbe darstellen) sowie die Kraft der Braunkohle. Denn auch die gilt es zu verteidigen, ist sie doch aus Energieforums-Sicht die einzig verlässliche Quelle nach dem Atomausstieg.
Für diese Strategie rückte zahlreiche Politikprominenz an. Drei Ministerpräsidenten, Bodo Ramelow für Thüringen, Reiner Haseloff für Sachsen-Anhalt und Dietmar Woidke für Brandenburg, zwei Landesminister mit Christian Pegel für Mecklenburg-Vorpommern und Thomas Schmidt für Sachsen, lagen fast immer auf dieser Linie.
Neue Erkenntnisse
Dennoch wagten insbesondere Ramelow, Pegel und Schmidt immer mal wieder einen Blick in die energetische Zukunft. Die wird nun mal keineswegs in riesigen Stromtrassen liegen und in sehr großen Stromerzeugern, sondern mehr in dezentralen Lösungen. Ramelow würde gern die 1,5 Mrd. Euro für Redispatching-Kosten gern weg haben und diese für dezentrale Verbräuche verwenden.
Schmidt prophezeite gar das Ende der Braunkohle, wenn es denn effiziente Speicher gebe. Er verglich das mit einer Ketchupflasche, auf die man drauf klopfe und am Anfang nur kleine Kleckse gäbe. Doch dann käme der große Blubb. „Wir sind gerade vor dem großen Blubb, was Speicher betrifft“, so Schmidt. Worte, die von seinem Dienstherrn Ministerpräsident Stanislaw Tillich vor Jahresfrist an gleichem Ort nicht zu hören waren.
Pegel hob auf das Internet der Energie ab und prophezeite große Fortschritte in der Sektorkopplung.
Verteidigung der Braunkohle
Ganz anders hingegen die Ministerpräsidenten der Braunkohleländer Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Sowohl Haselhoff als auch Woidke prophezeiten der Braunkohle noch einen langen Nutzungskorridor, der eine bis zu 20 Jahren, der andere 30 bis 35 Jahren, und baten um mehr Zeit für die Energiewende. Schließlich hätten die ostdeutschen Länder schon geliefert mit ihrem sehr hohen Eigenanteil an Produktion und Verbrauch bei den Erneuerbaren Energien, hinter denen die Altbundesländer hinterherhinkten.
Das ist zwar richtig, wird aber den Zug in eine neue Energiewirtschaft kaum aufhalten. Denn Rücksichtnahmen sind in der immer schnelllebigeren Energiewelt nicht mehr zu erwarten.
Über den Stromtarifdschungel, der auch der odstdeutschenWirtschaft zu schaffen macht, schreibt Energieblogger-Kollege Björn Katz hier auf seinem Blog Stromauskunft.
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