Diese provokante Frage stellte Timo Leukefeld auf dem 5. Ostdeutschen Energieforum. Und recht hat er – ohne Zweifel. Was sind die Rundungen eines Pufferspeichers schon gegen die Rundungen einer Frau?
Und auch Stromtrassen und Elektromotoren machen wenig her. Obwohl – ein Tesla sieht schon ganz schmuck aus.
Der Energiebotschafter der Bundesregierung und einstige Solarunternehmer brachte einen interessanten Vergleich: Ein 90jähriger würde kaum mehr chinesisch lernen können – es sei denn, er hätte eine 40 Jahre alte Chinesin zur Freundin. Für die würde er die nötige Begeisterung aufbringen. Leukefeld vermisst genau diese Begeisterung bei der Energiewende.
Intelligentes Verschwenden
Er selbst wohnt in einem energieautarken Gebäude, das sogar noch ein E‑Auto laden kann. Wenn er die Heizung aufdrehe oder Auto fahre habe er nun ein gutes Gewissen. Für ihn intelligentes Verschwenden. Sein Gegensatz dazu ist das blöde Sparen, das letztlich Investitionen verhindere.
Doch im Sparen liegt einer der Schlüssel der Energiewende. Denn die Effizienz ist letztlich nichts anderes, als Energie einzusparen, die man dann natürlich nicht extra erst erzeugen müsste. Sparen hat gleich Null Sexapeal.
Wenn schon rechtliche Normen das Sparen im Namen tragen (EnergieEinsparVerordnung) oder auf einen Zwang zum Einkoppeln Erneuerbarer Energien abheben (ErneurbaresEnergienWärmeGesetz) kommt man kaum auf Gedanken von Luxus, Verschwendung und ähnlich lustvollen Dingen. Schon eher kommt einem da das Bild eines armen Studenten in den Sinn, der mittels Kerze versucht, ein geplatztes Kondom zu vulkanisieren – um mal beim Thema Lust zu bleiben.
Ziele zwingen zum Sparen
Und doch liegt Leukefeld auch falsch. Im eigenen Heim bei autarker Versorgung mag seine lustvolle Verschwendung gut funktionieren (und ist dort auch für die Motivation der Bewohner pro Energiewende wünschenswert), im volkswirtschaftlichen Maßstab eher nicht. Dazu ein paar Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen.
Im Zuge der Energiewende sollen alle drei großen Energiesektoren Strom, Wärme und Verkehr auf Erneuerbare Energien umgestellt werden. Vorrangig wird die verwendete Energieform Strom sein.
Die Primärenergiegewinnung aus Erneuerbaren Energien im Strommarkt lag in Deutschland 2015 bei 1.702 PJ. Damit deckten sie hier gut 40 % ab. 2050 soll sich dieser Anteil auf 80 % verdoppeln, so die Bundesregierung. Gleichzeitig soll die Energieffizienz, also eben jenes ungeliebte Sparen oder durch verbesserte Technologien zu erreichende Reduzierungen, um 50 % (bezogen auf die Energieverbrauch 2008) steigen. Der lag damals bei 14.380 PJ. Nötig wären 2050 also Erzeugungskapazitäten in Höhe der Hälfte davon, also gut 7.190 PJ.
Erneuerbare sind knapp
Das aber ist die vierfache Menge dessen, was aktuell an Erneuerbaren Energien produziert wird. Selbst durch diese Verdopplung der Erzeugerkapazitäten (von der wir aber durch die aktuelle Gesetzgebung weit entfernt sind) ergibt sich immer noch eine Lücke von rund 3.400 PJ. Steigt die Effizienz nicht wie gewünscht oder würde der Stromverbrauch auf gleichem Niveau verharren wie derzeit zu beobachten, würde die achtfache (!) Menge an Erneuerbarer Energie benötigt. Es bedarf wenig Phantasie zu erkennen, dass dies unmöglich ist, jedenfalls ohne Sparen, ohne Effizienz. Zur gleichen Schlussfolgerung kommt Volker Quaschnig in seiner Sektorkopplungsstudie.
Dennoch – die Energiewende könnte deutlich mehr Begeisterung vertragen. Im Idealfall schließt sie das ungeliebte Thema Energieeffizienz mit ein. Und so gesehen hat Timo Leukefeld natürlich recht.
Viele wirklich fundierte Beiträge zum Thema Energieeffizienz bietet Energieblogger-Kollege Andreas Kühl hier auf seinem Blog Energynet.
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