Der Absatz an Solarthermieanlagen geht weiter zurück. Durch neue Technologien sowie durch Änderungen aus der Politik, wie z.B. eine CO2-Steuer auf fossile Energieträger, und Wirtschaft könnten wichtige Anreize geschaffen werden.
Interview mit Bernhard Weyres-Borchert, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie.
SBZ: Nach Schätzungen des BDH ist der flächenmäßige Absatz an Solarthermieanlagen 2015 um 13 % zurückgegangen. Woran liegt das?
Bernhard Weyres-Borchert: Seit einiger Zeit haben wir einen Ölpreis auf niedrigem Niveau. Das ist nicht gerade ein Treiber für die Anschaffung einer solarthermischen Anlage. Zudem sah man die Energiewende lange Zeit als reine Stromwende, sodass erneuerbare Wärme kaum präsent war. Dies ändert sich langsam, braucht aber seine Zeit, bis es vom Verbraucher wahrgenommen wird. Hinzu kommt, dass es allen Wärmeerzeugern derzeit nicht besonders gut geht, wie die aktuellen BDH-Zahlen zeigen.
SBZ: Was muss sich in Politik und Wirtschaft ändern, damit der Absatz wieder steigt?
Weyres-Borchert: Ein einfaches Rezept dafür gibt es wohl nicht. Die Förderbedingungen sind derzeit ja ausgesprochen attraktiv. Mein Eindruck ist allerdings auch, dass dies beim Verbraucher nicht so ankommt. Hier könnte man über eine bundesweite Informationskampagne à la „Solar – na klar“ nachdenken. Dies würde die Nachfrage vermutlich erhöhen. Und es fehlt uns ein richtig gutes Instrument, das die Folgekosten des Verbrennens fossiler Energien berücksichtigt, wie etwa eine CO2-Steuer auf fossile Energieträger. Diese hätte den Vorteil, dass die klassischen Nachteile von Förderprogrammen wie Aufwand und fehlende Planungssicherheit wegfielen.
SBZ: Welche Technologien könnten zudem zur höheren Attraktivität von Solarthermieanlagen beitragen?
Weyres-Borchert: Durch den Einsatz preiswerterer Materialien etwa im Kollektorbereich sollten die Produktions- und dann auch die Anschaffungskosten sinken. Gleiches gilt für den Installationsaufwand, der ja immer noch ein Drittel der Gesamtkosten ausmacht. …
SBZ: Wie sieht nach Ihrer Überzeugung die ideale Wärmeversorgung eines Ein- oder Zweifamilienhauses aus?
Weyres-Borchert: Unabhängig vom Baujahr ist die solare Trinkwassererwärmung ideal und eigentlich ein Muss. Inwieweit die Solarthermie noch die Raumheizung unterstützt oder auch – wie im Sonnenhaus – zu mehr als 50 % abdeckt, ist eine Frage der Ausgangssituation und des Heizwärmebedarfs. Liegt er, wie im Neubau nach EnEV gefordert, relativ niedrig oder noch deutlich unter den gesetzlichen Anforderungen, ist der Bedarf sehr gering und konzentriert sich auf die einstrahlungsschwachen Monate. Eine solarthermische Kombianlage nach klassischer Art mit 10 m2 Kollektorfläche und 700 l Speicher macht dann tatsächlich relativ wenig Sinn. Für den zu deckenden Restwärmebedarf kommen Gasbrennwert‑, Wärmepumpen- oder Holzlösungen in Frage. …
Geschrieben für SBZ. Der vollständige Beitrag ist hier zu lesen. Zum kostenfreien Probeabo geht es hier.
Ein Beitrag, wie die Zukunft der Wärmenetze aussehen könnte – etwa mit der Befüllung via Solarthermie, haben meine Energieblogger-Kollegen von Ecoquent Positions hier verfasst.
Solare Wassererwärmung – ja, aber nicht zwingend über Solarthermie. Die Sonnenplaner bieten seit vielen Jahren beides an – Solarthermie und Solarstrom. Zunehmend kippt die Kosten /Nutzen-Rechnung in Richtung Solarstrom – ist nahezu schon die Regel. Denn mit Solarstrom in Kombination mit einer Wärmepumpe kann ich ähnlich gut Wärme erzeugen, wie mit Solarthermie. Nur dass ich den „übrigen” Strom noch sinnvoll nutzen kann, die „übrige” Wärme der Solarthermie hingegen nicht. Und ein wesentlicher Faktor ist, dass viele Einfamilienhäuser nur über begrenzte nutzbare Solar-Ernteflächen verfügen. Diese sollten daher möglichst optimal „bestellt” werden. Dummerweise nimmt Solarthermie oft soviel Platz weg, dass sich eine Ergänzung mit Photovoltaik fast nicht mehr lohnt. Daher heißt es abwägen – eine Photovoltaikanlage, welche die Fläche optimal nutzt und relativ kostengünstig ist, oder eine Solarthermie- und eine Mini-PV-Anlage, die in der Anschaffung deutlich höher liegen bei vergleichbarem oder gar besserem Nutzen.
Im Altbau ist der Energieanteil der Brauchwassererwärmung erfahrungsgemäß oft unter 10 Prozent. Wer darauf hofft eine energetische Sanierung mit einer Wärmedämmung, die sich bei gesunkenen Heizenergiepreisen kaum rechnet, würde sich durchsetzen liegt nach meiner Meinung falsch. Heizungsunterstützung ist die Technik die angepeilt werden sollte.
Da gibt es aber noch eine Menge Schulungsbedarf auch und gerade bei den Energieberatern. Denen schwimmen wegen der geringen Ölpreise inzwischen auch ihre Berechnungen weg.