Über Power-to Gas (PtG oder P2G) wurde an dieser Stelle schon öfter geschrieben, nie befürwortend, immer ablehnend aufgrund des hohen technologischen Aufwandes, der eine miese Energiebilanz bedingt.
Diese Haltung bekommt aktuell Futter. Bisher waren dem Betreiber dieses Blogs nur interne Zahlen eines großen deutschen Energiekonzerns bekannt, der für die interne PtG-Kalkulation, also der Erzeugung von Wasserstoff aus Windstrom, dessen Aufaddierung zu Methan, dessen Einspeisung ins Erdgasnetz und seine Rückverstromung, 2 Euro je kWh zugrunde legte. Zum Vergleich: Am Strommarkt kostet im Großhandel Strom etwa 2 Eurocent je kWh, also etwa ein Hundertstel.
Wasserstoff auch nicht lohnend
Diese mehr als ernüchternde Bilanz bekommt nun neues Futter. War bisher vielleicht noch der Weg, nur den Wasserstoff lokal zu nutzen, als gangbare Komponente genannt worden, fällt das nach den Berechnungen von Oliver Lüdtke Vorstand Bioethanol/Biogas und stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Biokraftstoffherstellers Verbio, aus wirtschaftlichen Gründen nun auch weg. Auf dem Kongress Kraftstoffe der Zukunft letzte Woche in Berlin machte Lüdtke folgende Rechnung auf:
Nach dem Potentialatlas der Energieagentur Dena liegt die Kostenstruktur bei 7,7 bis 11,7 Euro je kg Wasserstoff. Die Bandbreite ergibt sich aus den unterschiedlichen zugrunde gelegten Strompreisen. 50 % muss man für die Herstellung von Methan aufaddieren. So kommt man auf 11,5 – 17,5 Euro je kg Methan oder 11.500 bis 17.500 Euro je Tonne. Der Marktpreis jedoch liegt in den USA etwa bei 150 Euro je Tonne, je nach Bandbreite beträgt er also nur etwa ein Vierzigstel oder ein Siebzigstel dessen – unverkäuflich.
Doch auch die Bilanz für Wasserstoff sieht nicht besser aus. Lüdtke rechnet mit Herstellungskosten von 7.700 bis 11.700 Euro je Tonne. In der EU liege de aktuelle Marktpreis bei etwa 10 % bis 25 % davon.
Ohne Förderung wird nix
Die Gründe liegen auch auf der Hand. Der Verbio-Vorständler sieht diese in der teuren Elektrolyse und in dem schlechten Wirkungsgrad begründet. Zudem lasse sich Überschussstrom kaum nutzen. Lüdtke sieht noch massiven Bedarf in der Grundlagenforschung und hofft, dass sich die Elektrolysekosten um 80 % reduzieren lassen. Für die nächsten 10 Jahre sieht er allerdings keine Anlage auf industriellem Niveau in Deutschland, es sei denn, es würde gefördert. Seitens der Bundesregierung wurde dies jedoch schon mehr fach abgelehnt.
Dass der umgekehrte Weg, nämlich aus Gas Strom zu machen, wieder en vogue ist, beschreibt Energieblogger-Kollege Björn Katz hier auf seinem Blog stromauskunft.
Der letzte Absatz fasst es ganz gut zusammen.
Man kann natürlich den Kopf in den Sand stecken und vor Innovationen zurückscchrecken. Oder eben nicht und damit den Weg für eine künftige Vorreiter-Rolle ebenen.
An den Verfahren wird fleißig geforscht. Wie kommt Herr Lüdtke darauf, dass man „50 % muss man für die Herstellung von Methan aufaddieren” müsse? Der Vergleich zum Strompreis im Großhandel hinkt. Es geht um Strom der bislang ungenutzt bleibt. Wir haben entweder Entschädigungskosten, Netzkosten oder Kosten für Strom im Langzeitspeicher. Welchen Langzeitspeicher schlägst Du in einem 100%-erneuerbare-Energien-Szenario vor?
Hi Kilian, die Methanisierung ist aufwändig, aus den Projekten, die ich kenne, sind die 50 % Mehrkosten keineswegs übertrieben. Als Langzeitspeicher sehe ich das Gasnetz nicht, auch wenn der Gedanke charmant ist. Ich denke, dezentrale Lösungen inkl. Nahwärmenetze sind effizienter. Den Überschussstrom könnte man in PtH nutzen. Ist zwar auch nicht effizient, kann sich aber rechnen. Und in Dänemark sind mir auch keine PtG-Projekte bekannt, die als Langfristspeicher dienen, dort sind es immer große Wasserspeicher oder PtH-Verfahren. Und die Dänen sind bei der praktischen Erprobung schon sehr weit.
Wundere mich immer mehr über viele selbsternannte Experten. Obwohl ich mich nun seit 2008 mit Methanisierungen beschäftige und außer uns nur zwei weitere Unternehmen kenne die funtionierende Reaktoren bauen können – folgern Sie auf ‑welcher Basis auch immer- dass die Methanisierung 50 % Mehrkosten verursacht. Völlig falsch diese ist sogar erheblich günstiger als die alleinige Wasserstoffherstellung und ‑speicherung. Bei uns stehen hierzu downloads zur Verfügung.
Herr Lüdtke ist mit Sicherheit kein selbsternannter Experte, sondern ein richtiger.
Wenn es bei Ihrem Beispiel um Exytron geht, ist das eher eine sehr kleinteilige Methanisierung. Ist das mit PtG im großen Maßstab vegleichbar?
Und selbst wenn am die Methanisierungskosten vernachlässigte: Die H2-Produktion bliebe bei einem Faktor von 40 trotzdem nicht marktfähig.
Über die Downloadquelle würde ich mich freuen.